Wie würde sich ein Tag ohne Suchmaschinen im Jahr 2012 gestalten?
Stellen sie sich einmal vor: Ab morgen würde es für einen Tag keine Suchmaschinen und Webverzeichnisse mehr geben. Kein Google, kein Yahoo und auch kein Bing mehr. Praktisch würde das bedeuten, die Welt des Internets würde auf einen Schlag zurück in das Jahr der Einheit, 1990, zurück versetzt werden. Vielleicht wäre alles ein wenig bunter, flotter und ein wenig hübscher und dennoch wäre der Wegfall der Suchmaschinen, als würde morgen eine Eiszeit in der Welt ausbrechen.
Warum das so ist? In diesem Artikel will ich es ihnen erklären!
Es geht mir hierbei nicht einmal um die erweiterten Dienstleistungen der Suchmaschinen, wie etwa Google Shopping, das sie mit Sicherheit schon häufiger zum Preisvergleich genutzt haben. Oder den integrierten Kartendiensten, die ihnen nicht nur eine Adresse, sondern gleich eine Wegbeschreibung mitliefern. Ihre synchronisierten Kalender, ihre Bilder-Uploads oder die Android-App, mit der sie immer mal wieder Lieder aus dem Radio identifiziert haben. Auch wenn sie vor dem Eintauchen in das digitale Zeitalter gelebt und vor allem überlebt haben, so wären ohne den Einfluss der Suchmaschinen und der Marktführerschaft der Google Inc.
Hand aufs Herz: Wann haben sie das letzte mal eine URL in eine Adresszeile eingegeben, die nicht aus ihrem ohnehin gewohnten Umfeld stammte oder ihnen von ihrem Browser als Vorschlag anhand der Voraussage vorgesagt wurde? Richtig. Sie kennen eigentlich nur die Adressen ihrer Lieblingsseiten, für alles andere gibt es ja schließlich die Google Suche, oder? Und spätestens jetzt sollte es ihnen langsam dämmern, das sie im Endeffekt ohne indexbasierende Suchmaschinen und ihre hochentwickelten Suchalgorithmen, die es ihnen erlauben bequem mit dem letzten, noch so irrelevanten Suchbegriff ein brauchbares Ergebnis zu erzielen, im Gebrauch des Internets fürchterlich aufgeschmissen wären.
Die alltäglichen Leistungen, die von den Rechenzentren rund um den Globus tagtäglich erbracht werden, haben ihren Ursprung in einer Zeit, in der es schlicht und ergreifend keine Suchmaschinen gab und sie erst erfunden werden mussten. Die einzigen zentralisiert arbeitenden Serverdienste dieser Tage waren die Domain Name Server (DNS). Als technische Verwalter der Kopplung zwischen Domain und IP-Adressen als tatsächlicher Index wenig hilfreich würde das Internet aufgrund seiner Struktur ohne einen zentralisierten Kontenpunkt das Kürzel WWW schnell als Synonym für „Welt Weite Wüste“ gelten. Denn hier, im Jahr ’90 gibt es schlicht keinen Suchalgorithmus, keinerlei umfassender Register. Dinge wie der Google PageRank würden erst ein halbes Jahrzehnt später erdacht, und erst um ’98 herum überhaupt auf dem Markt Fuß fassen, sie wären auf die Ur-Mechanismen des Internets angewiesen: Die Hyperlinks. Nicht zu vergleichen mit dem Umfassenden Verzeichnis, das die Suchmaschinen heute anbieten.
Sie haben es sich in ihrer Welt bequem gemacht. Keywords sind ihre Adressen. Sie gelten unter ihren Bekannten als geschickter Nutzer der organischen Google Suche, der stets die passenden Suchbegriffe für so ziemlich alles findet, was das Herz begehrt. Sie haben die Suchfunktionen verinnerlicht und Domains und Subdomains haben in ihrem Denken eine geringe Geltung. Es zählen Suchergebnisse.
Ohne die Vorläufer mit fremdartig klingenden Namen wie Archie, Veronica, Jughead oder vLib würden sie heute wahrscheinlich nicht einmal vor ihrem PC sitzen und das Internet wäre noch immer eine Domäne für Technik-Freaks, denen, die im Strickpulli und der dicken Hornbrille in der Schule ganz vorne an den Tisch am Lehrerpult gesessen hatten, aus denen die erste Generation der IT-Freaks erwachsen ist, die Computersysteme und auch das Internet auf einer Basis bedienen, die unter den angenehmen GUIs (Graphicals User Interfaces) der moderne verborgen liegen, die in ihrer Komplexität für den durchschnittlichen Nutzer nicht zu bedienen wären.
Schlussendlich gesagt, um ihrem Leiden ein Ende zu bereiten: Die Wertschätzung, die wir der Entwicklung der Suchmaschine entgegenbringen sollten, kann gar nicht groß genug ausfallen. Der technische und wirtschaftliche Fortschritt, den uns Suchmaschinen wie Google mit dem Aufbau zentraler Inhaltsverzeichnisse bereitete, geht viel tiefer als die Möglichkeit heutzutage auch den sinnbefreitesten Unsinn in einem großen Inhaltsverzeichnis organisiert zu haben. Denn damit wurden die Inhalte und Online-Dienstleistungen mehr vernetzt als es jeder alleinstehende Hyperlink jemals könnte, hier als kleinen Exkurs beschrieben:
Es kam hier endlich zusammen, was zusammen gehörte: Information und Ordnung. In einem System, das vom Konzept auf Dezentralisierung ausgelegt war, ein absolutes Novum. Der damit einhergehende Wettbewerb um Platzierungen in den Suchmaschinen wurde Antriebsmotor einer ganzen Generation, der „Generation @“, die in immer schnelleren Abständen neue Stufen in der technischen Entwicklung überwand, damit bis dahin schlummernde Bedürfnisse weckte, nach mehr Leistung und Kapazitäten und die Entwicklung voran trieb um der Nachfrage gerecht zu werden. Und das alles im Endeffekt darauf reduziert, eine gute Platzierung in den Suchergebnissen zu haben!
Die Katalogisierung durch indexbasierende Suchmaschinen setzte für den Erfolg des Internet als Massenmedium oder der Entwicklung eines Bedarfs nach kompakten internetfähigen Mobilgeräten für die Hosentasche endgültig die Weichen. Die Konsumenten verlangten, der Markt lieferte und mit rasantem Tempo entwickelten wir den heutigen Status quo, jeden Tag mehr Daten und Informationen zu generieren, als alle Generationen vor uns zusammengenommen.
Denken sie vielleicht einmal daran, wenn sie das nächste mal eine Google Suche starten!
Vielleicht erzähle ich ihnen demnächst das Schauermärchen eines Internets ohne Domain Name Server und Top Level Domains, wer weiß? Vielen Dank für ihre Zeit!