Die Einführung von HTML5 – Der finale Abgang von Adobe Flash Teil 1
Ein Format, das die Gemüter spaltete: Was dort anno 1997 im Hause Macromedia vom Stapel lief, würde sich in kürzester Zeit zu einem umstrittenen, jedoch ebenso unausweichlichen Darstellungsformat für multimediale Inhalte auf Webseiten entwickeln, dem in Ermangelung konkurrenzfähiger Alternativen über mehr als ein Jahrzehnt hinweg ein faktisches Monopol beschert sein sollte.
Seine Abkommandierung durch die native Einbindung von Video-Containern in HTML-Quellcodes durch das im Rollout begriffenen HTML5 hinterlässt nur wenige trauernd – In der Erinnerung der Suchmaschine Google hingegen nur einen schwarzen Flecken nicht katalogisierter Objekte und Webseiten.
Endlich Multimedia! – Wie das plattformunabhängige SWF-Format Bewegung in den Browser brachte
Um die Sympathie in diesen frühen Tagen zu verstehen, die man Flash gegenüber mit seiner Entdeckung als webtaugliches Containerformat an den Tag legte, kommt man kaum umher, sich in die Tage der frügen Jugend des Internets zurück zu versetzen, als die Suchmaschine Google noch nicht existierte und sich der Datenaustausch im Internet hierzu-lande weitgehend über analoge Dial-Up Modemverbindungen abspielte während in den USA die ersten Kabelmodems neue Standards setzten:
Die Funktionen von HTML, welche durch das W3C-Konsortium für die zeitgenössischen Versionen festlegten, lieferten nicht viel mehr als statisches Rendering des Quelltextes, aus dem sich nur mit den Bordmitteln der Sprache nicht viel mehr bewegen ließ, wenn man von den nervtötenden Marquee-Lauftexten absah und das höchste der Gefühle mit dem Anblick einer hakeligen Animation im GIF-Format erreicht wurde, dessen Spezifikationen 1987 das erste mal definiert wurden und an der sich von 1989 an nichts mehr ändern sollte. Von einer nahtlosen Medien-Integration, wie sie Google derzeit mit der Umsetzung der HTML5-Syntax in seinen Produkten demonstriert, war man in der Zeit vor 2000 hinge-gen noch weit entfernt, es fehlte schlichtweg an Entwicklungsimpulsen und der noch geringen Bedeutung des Internets als kommerziell attraktive Plattform, auf der sich einmal neue Märkte und Marketingformen entwickeln sollten.
Mangelnde Innovationskraft bremste lange Zeit die Entwicklung des multimedialen Content im WWW
Das alles fand in einer Umbruchszeit statt, in der sich spätestens seit 1994 unter dem Marketing-Buzzword „Multime-dia“, die ersten Anzeichen zum Wandel in Richtung digitaler Gesellschaft abzeichnete und sich auf den Desktop-PCs eine bewegte und bunte Welt, garniert mit ersten Video-Einbettungen in gnadenlos herunter gerenderten AVI-Containern präsentierte, die erste Begehrlichkeiten der frühen Pioniere des Internets weckte, die im Internet eine recht übersichtliche Ödnis erlebten – in den Zeiten vor Anbruch der Google-Ära herrschte weitgehender Stillstand in den Fenstern der Webbrowser, ohne Anzeichen für eine Weiterentwicklung zur Beseitigung dieses Umstandes.
Ein anderes, ebenso wie Flash bis zur Unkenntlichkeit vernageltes und propieträres Phänomen stellte sich ab 1995 ein und mauserte sich zum Schrecken aller PC-Besitzer: Der RealPlayer, welcher bis heute bekannt für seine Klassfizierung als Badware und ebenfalls wie das berühmt-berüchtigte ActiveX, welches als reiner Windows-Plattformer, mehr laufen-de Sicherheitslücke der Marke „Scheunentor“ darstellte, als tatsächlichen Funktionszuwachs bot, was sich bei Active X durch fehlendes Sandboxing noch sonstiger Sicherheitsfunktionen präsentierte und im Falle des RealPlayer als erste kommerziell groß angelegte Verbreitung von Spyware darstellt. Umstände, die in beiden Fällen bis zum heutigen Tag nicht geändert haben.
Der Aufstieg von Macromedia Flash – Wie das ursprüngliche Animationsprogramm Bewegung ins Web brachte
Wie eine Offenbahrung musste in diesen Tagen doch der Markteintritt der ersten Version von Macromedia Flash und dem dazu gehörigen Shockwave Flash Player gewirkt haben. Denn zum ersten mal wurde ein Format verfügbar, wel-ches durch seine plattformunabhängige Skriptsprache erstmals einen Container zur Wiedergabe von multimedialen Content bereit stellte, der auf allen Plattformen gleich dargestellt wurde. Damit ging Flash den ersten Schritt des Inter-nets in Richtung des „Rich Content Web Experience“. Durch seine Alternativlosigkeit in Ermangelung geeigneter Konkurrenten entwickelte sich Flash ungestört und wurde später Dreh- und Angelpunkt eines wunderlichen Modebooms.
Die Erinnerungen an diesen Boom sind bei den Zeitzeugen dieser kurzen, aber nicht minder heftigen Ära der Flash-Webseiten noch frisch im Gedächtnis wie am ersten Tag. Mit dem zweiten Aufblühen des Internets, das sich nach dem Abklingen der Nachwehen der 2000er Dotcom-Blase einzustellen begann, erlebte auch Flash eine Renaissance, um nicht zu sagen: Einen massiven Boom. Das Wachstum der Verfügbarkeit von Internetanschlüssen oberhalb der Leistungklasse, welche die 56k-Modems oder ISDN boten, führte zu einem explosionsartigen Trend, über dessen An-halten dem Beobachter der Eindruck entstehen konnte, das jede Webseite, die vermeintlich etwas auf sich hielt, sich vollständig in Flash umsetzen ließ, mit der Folge eines massiven Anstiegs der Ladezeiten, da Flash per se eimal als einzelne SWF-Datei zunächst vollständig geladen wurde, ehe eine Darstellung der Inhalte folgen konnte und die Teilung von Datenstrings zur optimierten Ladegeschwindigkeit noch nicht „state of the art“ waren.
Lesen Sie heute in einer Woche unseren 2ten Teil zu “Flash ade” – die Einführung von HTML5